Tag 18

Der letzte Urlaubstag bricht an: um 9.30 Uhr fahren wir ab Richtung Colombo, der wirtschaftlichen Hauptstadt Sri Lankas. Auf dem Weg dorthin erzählt uns Anton wieder ein paar Dinge zu Land und Leuten. 

Colombo ist beispielsweise in 17 Bezirke aufgeteilt. Die Stadt, die ursprünglich von den Holländern als Zentrum genutzt wurde und noch immer viele alt-holländische Villen vorzeigen kann, ist die wohl geschäftigste Stadt des Landes. Auch erzählt uns unser Guide, dass das Sozialsystem nicht gut sei hier in Sri Lanka - es gibt zum Beispiel kein Arbeitslosengeld. Wenn man in Rente geht, und das ist ca. zehn Jahre früher als in Deutschland bekommt man vom Arbeitsgeber meist eine höhere Einmalzahlung, mit der man dann haushalten muss. Dies können die Menschen jedoch, die meist immer nur sehr kleine Beträge verdient haben nicht und geben das Geld viel zu schnell aus, so dass sie dann betteln müssen. Übrigens: nur 6% der Bevölkerung, die staatlichen Arbeiter, von Schule, Krankenhaus und einem dritten Sektor, bekommen Pension. Auch auf den Tod geht Anton ein: in Colombo sei das Sterbealter am niedrigsten, weil man zu viel Stress und Hektik hat und sich ungesund - v.a. westliche - ernähre. Auf dem Land werden die Menschen deutlich älter und erreichen ein Alter jenseits der 80 Jahre oder sogar noch darüber hinaus. Dies liegt sicherlich auch an der Ernährung. Sobald jemand gestorben ist, wird am Kopf des Verstorbenen eine Öllampe angezündet und alle Fenster im Haus oder der Wohnung geöffnet, damit die Seele hinaus kann. Der Tote Mensch darf dann maximal zwei Tage zuhause aufgebahrt bleiben, dann findet die Beerdigung statt. In der Zeit kommen nicht selten 400-500 Menschen, um Sympathie/Beileid zu zeigen. Erdbestattungen sind in Sri Lanka gewöhnlicher als Feuerbestattungen, aufgrund des geringeren Preises. Die trauernde Familie arbeitet und kocht dann sieben Tage nicht und wird von den Nachbarn versorgt. Weil die Seele dem Glauben nach sieben Tage Zuhause bleibt. Drei Monate wird im eigenen Garten dann nicht gefeiert, weil die Seele dann dem Glauben nach im Garten ist. Picknicken ist sechs Monate nicht möglich, weil die Seele dann in der Erde ist. Erst nach diesem Zeitraum kann eine Familie wieder einem geregelten Leben nachgehen und ist die Trauerphase offiziell rum. 

Bevor wir in Colombo ankommen, fahren wir durch ein Gebiet direkt an der Küste, auf dem 2004 21 Dörfer komplett zerstört wurden. Wir machen Halt bei einem Denkmal des desaströsen Tsunamis. Ein Mönch vor Ort klärt auf, dass nach der ersten Welle viele Leute zum Strand gingen, um Fotos zu machen, Fische zu holen etc. und dann von der zweiten, 18 Meter hohen Welle erfasst wurden. Die Buddha Statue, die jetzt an die Katastrophe erinnert, wurde von Japan gespendet. Das Land hat darüber hinaus durch enorme Hilfe zahlreicher Länder Finanzielle Unterstützung erhalten.



Die letzte Strecke des Weges legen wir über die Autobahn zurück. Diese gibt es erst wenige Jahre und die Geschwindigkeitsbegrenzung ist 100km/h - trotz kaum Verkehr. Laut Anton wird es auch streng von der Polizei geahndet, wenn man nur 5km/h zu schnell fahre. Dennoch fahren viele Autos und Busse an uns mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Wo kein Richter, da kein Angeklagter. Was auffällt: hier gibt es im Gegensatz zur deutschen Autobahnen keine Baustellen und wir haben freie Fahrt! Aber in der Vergangenheit habe es immer wieder wegen Pfauen und Greifvögeln Unfälle gegeben. Es kam auch schon zu Wildwechsel mit Elefanten, die sich bekanntlich durch Zäune nicht abhalten lassen. Sozusagen unsere Rehe und Wildschweine. 😄

Bevor wir Colombo erreichen, die die wirtschaftliche Hauptstadt des Landes ist, durchqueren wir Kotte, die eigentliche, neue Hauptstadt, die auf dem Reisbrett entworfen wurde mit großen Parks, Naherholungsflächen, viele Hochhäusern und und und. Hier ist auch der Sitz des Parlaments. Als wir vorbeifahren sehen wir zwei große schwarze Militärhubschrauber, deren Rotoren laufen: Anton bestätigt, dass der Präsident und sein Vize heute im Parlament sind. Ihre Chance dieses Jahr wiedergewählt zu werden schätzt er als sehr gering ein. Dafür sei ihr Umgang mit den Staatsgeldern verschwenderisch. Zudem seien viele Projekte durch China finanziert, die diese Gebiete nun besitzen und somit vor die einheimische Bevölkerung nichts gewonnen werden kann. 






In Colombo sehen wir das Unabhängigkeitsgebäude von 1948 und machen unsere Obstmittagspause. Die letzte der Reise 😩: passend bei der Hitze kommt ein Eiswagen vorbei. By the way erkennt man hier die Eisfahrzeuge an ihrer Musik, die aus kleinen Lautsprechern am Tuk-Tuk dröhnt. Sie spielen hier "für Elise" 😜 Alle schlagen zu, sogar unsere Reisecrew! In Colombo, wie könnte es anders sein, passieren wir auch das "hektische Viertel" sowie den Lotusturm, der von den Chinesen stammt und laut Antons Ansicht nach sinnlos ist und keinerlei Einnahmen bringt. Oben befindet ein drehendes Restaurant, das aber kaum besucht wird, weil es 20 Euro kostet dort hin zu gelangen. Die Amerikaner und Inder sehen in den Hochhaus, das unserer Meinung nach durchaus schön ist, eine Abhörzentrale der Chinesen. 

Wir besuchen im Anschluss eine riesige Tempelanlage, die uns wie eine Mischung aus Tempel, Antiquitätenladen und Museum erscheint. In jeder Ecke sieht es anders aus: überall steht sehr viel durcheinander herum; ein Sammelsurium an Dingen von Verstorbenen ohne Nachkommen, die gespendet wurden. So reihen sich Biergläser an durch die hohe Luftfeuchtigkeit halb verrostete Uhren und Autos etc. So einen ungewöhnlichen und irren Gläubigenort haben wir noch nie gesehen. In den riesigen Räumen und Außenanlagen laufen die Gläubigen an prunkvollen Statuen und Symbolen vorbei, die jedoch zwischen für uns so gar nicht dazu passen. Munition, Nähmaschinen, kostbare Elfenbeinschiffe, eine Landsknechtstatue, Tischdecken mit diversen Motiven ...








Kurz nach 15 Uhr gehen wir dann ein letztes Mal bummeln, in einem staatlichen Kaufhaus, dem Lakatcade.

Auf dem Weg zu unserem Hotel, bei dem wir uns bis zur Abfahrt zum Flughafen heute um Mitternacht aufhalten können, fahren wir an der Hauptstraße, dem hektischen Viertel, vorbei. Außerdem an der roten Moschee und Straßen, in deren Geschäften jeweils bestimmte Waren verkauft werden. Beispielsweise eine Straße, in der Weihnachtsartikel angeboten werden oder Straßen nur mit Toiletten- und Waschartikeln bzw. Putzmitteln etc. Sehr witzig und überaus voll, laut und geschäftig.

Ein letztes Abendessen steht an. Wir verabschieden uns von Samantha und Chinthaka sowie von dem österreichischen Teil unserer Reisegruppe. Wahnsinnig, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wir sind dankbar für alle Erlebnisse. Noch kurz im Fairway Hotel ausgeruht und um Mitternacht werden wir zum Flughafen gebracht. Anton verabschiedet sich noch zuletzt von uns. Alle sind wir übermüdet, aber glücklich. 

Dann geht sie los, die lange Heimreise...

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