Tag 16
Die Fahrt mit dem rasanten - oder war es rasenden - Bus ist wie erwartet abenteuerlich. Wenn etwas im Weg steht wird dies gnadenlos weggehupt nach dem Motto: weg da, ich bin stärker. Damit schnell ein- und ausgestiegen werden kann, bleiben die Türen selbstverständlich offen. Wir bekommen sogar alle noch einen Sitzplatz. Die 3er Reihen sind jedoch so schmal, dass faktisch nur 2 Personen bequem Platz haben. Neben Lena sitzt ein Einheimischer breitbeinig, sodass ein zusammen rutschen für eine 3. Person nicht möglich ist. Statt beim Busfahrer zu bezahlen geht hier ein Mitarbeiter durch die Reihen und verkauft Fahrkarten, das Wechselgeld hält er bereits in Händen.
Besonders toll ist die Ausstattung des Busses. Wo sie immer all den Kitsch auftreiben? Wir können uns jedenfalls gut vorstellen, wie am Abend ein Partybus daraus wird. Es fehlt nur noch die Musik und Discolichter. Die Musikanlage ist zumindest schon verbaut 😃, aber am Morgen sind die Menschen noch müde und vor der Arbeit nicht in der richtigen Stimmung.In Galle angekommen eilen wir zügig aus dem Bus - das geht fix, denn Zeit scheint auch hier Geld zu sein. Vor Ort fahren wir mit unserem Kleinbus weiter in das Fort, das die Niederländer erbaut haben und dann abwechselnd von den Portugiesen und Briten erobert wurde. Letztere verließen Galle und bauten in Colombo eine neue Festung und einen größeren Hafen. Die Festungsanlagen mit sage und schreibe zwölf Bastionen, die alle noch erhalten sind und sogar den Tsunami von 2004 überstanden haben mit 11 Meter hohen Wellen, ist beeindruckend und noch vollständig erhalten. So etwas haben wir bislang auf all unseren Reisen noch nicht gesehen. Die Festung, die bis heute mit Gericht, Kirchen - Kerken auf niederländisch - Polizei und Wohnviertel ausgestattet. Man sieht aber, wie an vielen Stellen, dass Sri Lanka noch ein Entwicklungsland ist. Das Potential dieser Festung ist gigantisch, aber holländische Kolonialgebäude verfallen teils, die Putz bröckelt und die massiven Mauern bräuchten an der ein oder anderen Stelle etwas Restauration und ein touristisches Konzept. Der alte Zimtspeicher zum Beispiel steht leer, aber hier und da blitzt auch auf, was man alles hier machen könnte: vor unserem kostenlosen Parkplatz gibt es ein hochmodernes Geschäft, das Spa Artikel verkauft. Es könnte auch in London, Berlin oder Tokyo so stehen. Nur zwei Geschäfte weiter das krasse Gegenteil. Aber auch genau dies macht den Charme des Landes aus: dass es eben nicht aussieht wie die meisten westlichen Länder mit den großen Fastfood und Modeketten.
In der alten Festung machen wir neben der Befestigung auch einen kurzen Abstecher in eine protestantische Kirche, die im Jahr 1755 von den Holländern, die die Anlage durch Sklaven und von den Erträgen aus diesem "Handel" erbaut haben. Durch tropische Krankheiten wie Malaria oder Typhus sowie die endemischen Schlangen war die Lebenserwartung aber keine hohe, was wir anhand der Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert sehen konnten. Auf den meisten war ein Totenkopf und eine Uhr: die Zeichen dafür, dass die begrabenen Person schon in jungen Jahren verstorben ist und dass die Zeit endlich ist.
Anschließend fahren wir mit dem Bus, der bereits vor der Kirche auf uns wartet (wir dürfen keinen Meter zu viel laufen oder nass werden. Und Samantha lotst uns allzeit auf unserer Reise sicher über die Straße, wie ein Schülerlotse) weiter.
Und dann dürfen wir doch noch etwas laufen. 👌 Wir schlendern durch die neu erbaute Stadt und sind auch im "hektischen Viertel", wie Anton es nennt. Denn hier reiht sich ein geschäftiges Business an das Nächste. Beim Bummeln durch die Geschäfte versucht Lena eine wrapping pants zu bekommen. In einem Geschäft durchsuchen die Verkäufer sämtliche Säcke nach dem passenden Stoff. Doch da die Verständigung etwas schwierig ist (ohne Englisch geht es nur mit Händen, Füßen und ein paar Bildern auf dem Handy) und sie länger brauchen das richtige finden, reicht am Ende die knappe Zeit nicht, um das Passende auszusuchen und zu kaufen und wir müssen mit leeren Händen zurück zum Bus. Dafür haben wir für unseren hinduistisches Ölständer Anzünder gefunden :-) 
Während der Rückfahrt Richtung Hotel Anton erzählt uns ein bisschen was darüber, wie hier die Partnerfindung abläuft. Die Kasten spielen inoffiziell noch immer eine Rolle, offiziell angeblich nicht. Dennoch schicken meist die Eltern Anfragen an die Nachbarn des Zukünftigen oder der Zukünftigen um herauszufinden, ob der Partner standesgemäß ist. Zudem gibt es nicht nur eine Hochzeit, sondern es gibt 2 : die weiße und rote Hochzeit. Das Datum sucht man sich übrigens nicht heraus, das wird durch die Sternenkonstellation bestimmt- bestimmte Tage bringen Glück. Nun ist uns klar, warum wir an zwei aufeinander folgenden Tagen unserer Reise an jeder Straßenecke Brautpaare gesehen haben - auch in unseren Hotels.
Wir machen Halt bei einem "Gewürzdealer", mit dem Anton gestern schon telefonisch Kontakt hatte. Nicht jeder Laden hat immer offen. Hier "eskaliert" Timo und ist im 7. Himmel. Tolle Gewürze zu einem super günstigen Preis (110gr geröstetes Currypulver für 33 Cent oder eine Muskatnuss für 10 Cent). Da können wir nur zuschlagen. Im Vergleich dazu haben wir auf dem Markt vor einigen Tagen "Wucherpreise" (50 Cent) für eine Muskatnuss gezahlt. Auch die anderen unserer Gruppe werden fündig. Alle sind happy. Auch der Verkäufer freut sich sehr über unseren Einkauf!
Das Mittagessen findet in einem alten Herrenhaus (Thalpe Wala Heritage) mit schönem Garten statt. Herrschaftlich mit satten 16 acres an Grund um das Haus herum! Wir sprechen sogar beim Gehen kurz noch mit dem Eigentümer des Anwesens, einem Minister. Er verbringt ein paar Tage der Erholung hier und sitzt bei einem Nebenhaus Oberkörper frei auf der Terrasse nur mit einem Sarong bekleidet, wie das hier durchaus Sitte ist.
Natürlich kommen auch wir nicht drum herum bei den Stelzenfischern von Koggala für Fotos anzuhalten. Inzwischen steigen sie erst auf die Stelzen hoch und tun so, als ob sie Angeln, wenn die Touristen aus dem Bus ausgestiegen sind. Selbstverständlich ohne Angelschnur und wenig motiviert. Anton sagt: sie Angeln Touristen, keine Fische. Sobald wir wieder im Bus sitzen, verlassen sie auch schon wieder ihre Plätze.
Im Hotel gönnen wir uns noch eine balinesische Ganzkörpermassage mit Ölen. Traumhaft!

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